Der WEISSE RING hilft Opfern von Straftaten. Manche Straftaten erzeugen so hohe Kosten, dass Verein und Opfer auf die Hilfe von Sponsoren angewiesen sind. Dazu ein Beispiel:
Die zur Tatzeit 2016 noch 14 Jahre alte Astrid (der Name wurde zum Schutz der Person geändert) wurde während eines Aufenthaltes im europäischen Ausland Opfer einer schweren Straftat. Eine erwachsene männliche Person aus dem familiären Umfeld nutzte das Vertrauen aus und vergewaltigte sie. Astrid erzählte ihren Eltern aus Scham zunächst nichts davon. Erst ein Jahr später, nachdem sie sich einer Beratungsstelle anvertraut hatte, erstattete sie in Hamburg eine Strafanzeige. Das Ermittlungsverfahren wurde an die Staatsanwaltschaft des Landes, in dem die Straftat geschah, überwiesen und dort weitergeführt.
Die anschließende Zeit war für die Familie mit ungeheuren Belastungen verbunden. Nach einer ersten gerichtlichen Anhörung vor Ort begann im August 2018 die gerichtliche Aufarbeitung. Ganze neun Verhandlungstage benötigte das Gericht, wobei die Familie an sechs Tagen persönlich teilnehmen musste, um dann festzustellen, dass es nicht zuständig war. Es folgten erneut weitere sechs Verhandlungstage vor einem anderen Gericht bis zur Urteilsverkündung, auch in diesem Zeitraum war das persönliche Erscheinen der Familie vor Gericht an vier Tagen angeordnet.
Das lange Gerichtsverfahren führte dazu, dass nicht nur Astrid traumatisiert war, sondern auch ihre Eltern physisch wie psychisch über die Belastungsgrenzen gefordert waren. Die Mutter musste sich für einen längeren Zeitraum in stationäre Therapie begeben. Der Vater hatte als Folge der langen Verhandlungsdauer fast seinen gesamten Jahresurlaub aufgebraucht. Zusätzlich sah sich die Familie einer enormen finanziellen Belastung ausgesetzt, denn der örtliche Anwalt verlangte für jeden Verhandlungstag die Anwaltskosten im Voraus und informierte leider unzureichend über die Möglichkeiten einer Beiordnung und Reisekostenerstattung.
Der WEISSE RING übernahm den größten Anteil der Prozess- und Reisekosten. Trotzdem verblieb noch eine Restsumme von 1100 Euro, die sich die Familie von Freunden und Verwandten leihen musste. Über den Landesvorstand des WEISSEN RINGS Hamburg wurde Kontakt zur Ruckriegel-Stiftung aufgenommen, die sich bereit erklärte, die ausstehende Summe in Form einer Spende zu übernehmen. So konnte der Familie geholfen werden, ihre Rechte im Ausland ohne finanzielle Nachteile wahrzunehmen.
Im Namen der Familie möchte ich mich herzlich bei der Ruckriegel-Stiftung für die Unterstützung bedanken. Ebenso danke ich an dieser Stelle den Mitarbeiter*innen im Referat Opferhilfe der Bundesgeschäftsstelle des WEISSEN RINGS für die gute, hoch engagierte Zusammenarbeit. Dieser Fall hat allen Beteiligten viel abverlangt. Ebenso hat er gezeigt, dass die Opferrechte nicht in allen europäischen Nachbarländern so ausgestattet sind wie bei uns.