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Hamburg IV (Süd-Ost)
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Das war 2019, der Jahresrückblick

„Guten Tag, ich benötige Hilfe“. So oder ähnlich beginnen zahlreiche Anrufe, die die Außenstelle erreichen.

Im Jahr 2019 ging die Anzahl der Anfragen, die ein Tätigwerden der ehrenamtlichen Mitarbeiter zur Folge hatten, zurück und sank um 19 Fälle auf 81. Die Hilfeanfragen waren vielfältig. Beziehungstaten und tätliche Auseinandersetzungen waren die häufigsten Anlässe für Unterstützung, gefolgt von Sexualdelikten. Für jeden Betroffenen ist das Opferwerden ein schwerer Eingriff in das bisherige Leben und wirkt sich sehr unterschiedlich aus. Kein Opfer hat sich diese Rolle selbst ausgesucht und der betroffene Mensch trägt keine Schuld. Schuld kann nur der Täter haben. Grundwerte wie Sicherheit und Unversehrtheit sind ins Wanken gekommen und das Leben ist plötzlich nicht mehr wie es war. Zeit und Vertrauen sind mit die wichtigsten Hilfen. Zeit zum Zuhören, Zeit zum Verarbeiten des Erlebten und Zeit für die notwendige Unterstützung. Für uns ist jeder Fall gleich wichtig, jeder Fall ist gleich schwerwiegend. Es mussten aber auch Anfragen von Hilfesuchenden negativ entschieden werden, da die Voraussetzung, Opfer einer Straftat zu sein, nicht erfüllt war. Dazu zählten z. B. die Trennung vom Partner, reine zivilrechtliche Auseinandersetzungen oder Fälle, in denen die Täter- und Opferrolle nicht eindeutig waren. Bei diesen Fragen konnten wir lediglich in der Lotsenfunktion tätig werden und auf andere Organisationen und Institutionen verweisen.

2019 verbrachten die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 275 Stunden für die Betreuung von Opfern in unserer Außenstelle. Obwohl in weniger Fällen die Hilfe und Unterstützung angefragt wurde, ist der zeitliche Aufwand gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Auch die finanzielle Hilfe, die der WEISSE RING zur Verfügung stellte, hat sich deutlich erhöht. Den Betroffenen konnten im vergangenen Jahr 23.000 Euro zur Verfügung gestellt werden, um die finanzielle Notlage durch die Straftat zu lindern. Hinzu kommen 24 Hilfeschecks im Wert von je 190,00 Euro für eine anwaltliche oder psychotraumatologische Erstberatung. Darüber hinaus übernahm der WEISSE RING in einigen Fällen die Kosten für eine anwaltliche Vertretung vor den Gerichten im Rahmen der Nebenklage oder in Verfahren bei Ansprüchen nach dem Opferentschädigungsgesetz.

Wir werden auch im Jahr 2020 wieder die monatliche Sprechstunde für Kriminalitätsopfer durchführen. In der Regel wird diese immer am dritten Montag im Monat im Rathaus Bergedorf, Ratskeller, stattfinden. Über die örtliche Presse und die Homepage werden wir die Sprechstunde zeitgerecht bekanntgeben. Die ehrenamtlichen Opferhelferinnen und Helfer werden bei der ehrenamtlichen Tätigkeit vielfach selbst stark gefordert und gehen bis an die eigenen Grenzen des Machbaren. Dieser Verantwortung für die Mitarbeiter ist sich der Landesvorstand bewusst. Erstmals wird es 2020 für alle Ehrenamtlichen  Supervision geben. Diese Maßnahme wird zur Professionalität der Opferarbeit des WEISSEN RING beitragen.

Ein Jahresrückblick ist immer auch mit Danksagungen verbunden. Ich möchte mich ganz herzlich bei allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und deren Angehörigen für die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr bedanken. Ohne das Engagement des Einzelnen wäre die Hilfe und Unterstützung für die Opfer von Straftaten nicht möglich. Ohne die Unterstützung und den Rückhalt durch die Familie, die Partnerin oder den Partner, würde das Hilfesystem nicht funktionieren.

Besonders bedanken möchte ich mich bei den vielen Unterstützern des WEISSER RINGS, die durch zahlreiche kleine und auch große Spenden dem Verein helfen, Opfer finanziell in der Notlage zu unterstützen. Jede Spende hilft. Jede Spende kommt an. Dafür ganz herzlichen Dank auch im Namen der zahlreichen Opfer bundesweit.

 

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